"Stern" über BIID

Phil

"Stern" über BIID

Beitrag: # 1504Beitrag Phil »

Ein Artikel im "Stern" vom 3. März 2011 über BIID:

http://www.stern.de/wissen/mensch/krank ... 59035.html
handinumber
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Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1505Beitrag handinumber »

Hallo Phil.
Danke für den Tip. Ich empfinde den Artikel sehr sachlich und ausgewogen. Wünschenswert wäre es natürlich , auch den Bereich Lähmung anzusprechen. Aber dies ist momentan beim Thema BIID fast typisch, dass die Lähmungswünsche oft nur am Rand erwähnt oder abgehandelt werden.
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Humpelstilzchen
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Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1507Beitrag Humpelstilzchen »

Hallo Phil,

ich möchte hier mal daran erinnern, wie es in Fallkirk gelaufen ist: ein mutiger Arzt hat einen Schritt gemacht und nachdem Öffentlichkeit entstanden ist, hat sich die Politik eingeschaltet und entsprechende OPs verboten.

Genau dasselbe droht uns in Deutschland auch, wenn BIID ständig an die Öffentlichkeit gezerrt wird. Ich gestehe zu meiner Schande natürlich, dass ich auch ein Interview geführt habe und ich werde alles tun, um diesen Artikel wieder aus dem Netz zu bekommen. Sogar eine Strafanzeige gegen unbekannt will jemand stellen, weil er das Vertrauen in de Medizin gestört sieht, wenn ein Arzt einen BIIDler operiert. Das kann für mich noch bittere Konsequenzen haben.

Ich würde mir daher wünschen, wenn diese Selbstdarstellung von BIIDlern endlich aufhören würde. Dadurch entsteht mehr Schaden als nutzen, auch wenn sich Prof. Kasten mehr Forschungsgelder verspricht, das muss auch anders gehen. Wir riskieren, dass über lang oder kurz die Politik oder die Justiz dauerhaft hier einen Riegel vorschiebt. Wir sollten lieber ersuchen, die Grauzone zu nutzen, die offen steht und uns nicht alles verbauen. Fallkirk lässt grüßen.

Gruß
Always be yourself. Those who matter won't mind, those who mind, don't matter!
BiCur
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Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1511Beitrag BiCur »

Ich würde mir daher wünschen, wenn diese Selbstdarstellung von BIIDlern endlich aufhören würde. Dadurch entsteht mehr Schaden als nutzen, auch wenn sich Prof. Kasten mehr Forschungsgelder verspricht, das muss auch anders gehen.
Dem kann ich nur zustimmen.

Der STERN-Artikel kommt mir inzwischen wie der 17te Aufguss von schon x-mal Gelesenem vor.
So arbeiten eben die Medien ... und irgendwann wird auch "Bild der Frau" dieses Thema nochmal nachbeten.

Und ein paar "Forscher", Ärzte, Psychologen, Therapeuten, Buchautoren, Journalisten werden noch für eine ganze Weile Nektar aus der "Skurrilität" BIID saugen und ihre Einkommen oder Budgets daraus generieren.
Wir riskieren, dass über lang oder kurz die Politik oder die Justiz dauerhaft hier einen Riegel vorschiebt. Wir sollten lieber versuchen, die Grauzone zu nutzen, die offen steht und uns nicht alles verbauen.
Mich stößt der Medienrummel um das Thema BIID mehr und mehr ab (genauso wie der um den "gutten Gutti" oder den "coolen Kachi").

Letztendlich zählt für mich - egal ob ich BIID loswerden oder verwirklichen möchte -
nur die Eigeninitiative UND Eigenverantwortung.
Wir sind SELBST verantwortlich dafür, wie und unter welchen Umständen wir leben wollen und leben werden.

BG, BiCur
Badones

Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1515Beitrag Badones »

Ganz genau!!! Das Bild das in den Medien entsteht macht es denen die es sich finanziell nicht leisten können umso schwerer ihr Ziel zu erreichen!!!
Magnus
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Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1517Beitrag Magnus »

Ich bin der meinung es bringt nichts BIID unter den Teppich zukehren. Wen sich die Gesellschaft nicht damit auseinander setzt wie soll dan die Abneigung, nicht verstehen wollen abgebaut werden.
Humpelstilzchen hat geschrieben:hat sich die Politik eingeschaltet und entsprechende OPs verboten.
Das heißt nur das es vor der OPs nicht in schrieftlicher Form verboten war und das man dan extra ein schrieftstück aufgesetzt hat. Keine Arzt in Deutschland würde eine OP durchführen aus Angst mit den Staat Ärger zubekommen. Also war und ist es irgendwie schon verboten.
BiCur hat geschrieben:Mich stößt der Medienrummel um das Thema BIID mehr und mehr ab (genauso wie der um den "gutten Gutti" oder den "coolen Kachi").
Humpelstilzchen hat geschrieben:Ich würde mir daher wünschen, wenn diese Selbstdarstellung von BIIDlern endlich aufhören würde.
Das kann man nicht mit einander vergleichen. Welcher Medienrummel und Selbstdarstellung in Zeitungen und Fernsehen jeden falls hier in Deutschland.
Wie viele BIID Betroffe helfen mit einen Unfall oder Grauzonen OP nach und das Ergebniss ist vernichtent oder Betroffener tot ist weil Personal und Maderial schlecht war, die Verletzung war schlimmer wie geplant oder Medizinische Versorgung kam nicht so schnell wie gedacht.

Wo wäre man heute beim Thema GID, Schwule usw wen Betroffene, Ärzte, Forscher, Politik und Gesellschaft in der Vergangenheit so gemacht hätten als gäbe es diese Erscheinungsbild nicht?
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Humpelstilzchen
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Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1518Beitrag Humpelstilzchen »

Moin Magnus,

es gab bereits BIID Operationen in Deutschland und von einer weiß ich es ganz genau. Das lief nach dem Motto "wo kein Kläger, da kein Richter", in einer Grauzone. Wenn die Berichterstattung über BIID Menschen ereicht, die gegen Operationen sind, dann wird BIID zum Politikum und es wird die kleine, winzige Grauzone zerstört, die es gibt.

Und du kannst den Erfolg von GID nicht mit BIID vergleichen, weil es für GID wenigstens etwas Akzeptanz gibt, BIID dagegen hat sehr viele Feinde. Es geht nicht darum, BIID tot zu schweigen, es geht darum, keine schlafenden Hunde zu wecken und es gibt viele bissige Köter, die sich an BIID verbeißen können.

BIID gehört in Fachzeitschriften, damit bin ich einverstanden, BIID gehört nicht in den Stern oder den Spiegel oder sonstwohin, weil sonst irgendwann der dumme Mob über euer Schicksal entscheidet.

Aber, wie gesagt, ich fasse mich selbst an die Nase, ich habe ein Interview gegeben, das ich bitterst bereue und ich werde den Fehler nicht ein zweites Mal machen.

Gruß
Humpel
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Phil

Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1519Beitrag Phil »

Der Geist ist aus der Flasche. Journalisten lesen auch Fachzeitschriften. Die Frage ist meiner Ansicht nach nicht, OB berichtet wird, sondern WIE wir diese Berichte beeinflussen können, damit sie nicht zu skandalisierend, einseitig, abwertend usw. werden.

Außerdem schreiben Journalisten voneinander ab.

Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen GID (Transsexualität) und BIID (Transability/Transabledness):
- Ein Bein verlieren kann man auch durch Unfall oder Krankheit; das Geschlecht angleichen geht nur mit voller Absicht.
- Nach der geschlechtsangleichenden Operation soll keine Behinderung vorliegen, nach einer BIID-OP würde der Patient behindert sein.
usw.

Das erste macht es für uns im Prinzip (!) einfacher, in einer Grauzone chirurgisch behandelt zu werden. Das zweite macht es schwieriger, weil die Ärzte sagen, dass sie keine Behinderungen hervorrufen wollen und dürfen.

WENN es jemals so was wie Verständnis oder Akzeptanz für uns Menschen mit BIID geben soll, werden wir um die Medien nicht herumkommen. Ich halte selber sehr wenig von den Medien insgesamt. Aber sie sind nun mal die dominante Macht unserer Zeit, mächtiger als die Politik (leider! und leider auch oft verantwortungslos). Wenn jemand, der sein Leben lang so eine Sehnsucht hatte, in der Zeitung lesen kann, dass er nicht alleine ist und nicht verrückt ist, erleichert ihn das vielleicht.

Es ist ein Balanceakt. Auch da muss jeder selber wissen, ob und wie weit er/sie mit Journalisten zusammenarbeitet.

Grundsätzlich wäre ich auch dafür, dass man jetzt erst mal wartet, bis die laufenden Forschungsprojekte abgeschlossen sind und die Ergebnisse in den Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Aber ich vermute stark, dass man auch danach nichts über die Herkunft und die "richtige" Behandlung von BIID sagen können wird. Da hat BiCur schon recht: Jeder muss sich seinen Weg selber suchen.

Wenn es viele gehässige und verständnislose Leserkommentare gibt, sollten wir vielleicht verständnisvolle und erklärende dagegensetzen.

Es bleibt schwierig.

Ich habe mit dem "Stern"-Artikel übrigens nichts zu tun, den habe ich nur zufällig im Netz entdeckt.
rayon
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Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1520Beitrag rayon »

hallo,
das öffentlichmachen sehe ich als unerlässlich an, zudem sich auch die öffentlichkeit, sprich gesellschaft in den letzten jahren sehr zu ihrem vorteil verändert hat und mehr und mehr tolleranter wird.
ich sag das einfach mal so als mann der schon stark an die 50 geht, ..rollt natürlich *g*.

gehe mal davon aus dass es sich bei der von dir, humpel genannten grauzonen-op vielleicht um ein finger-oder zehenglied gehandelt hat? ambulant in einer arztpraxis, nach dem motto den eingewachsenen zehennagel einwenig großzügiger rausgenommen?
eine arm-oder beinamputation, evtl sogar deren zwei oder gar ein querschnitt ist eine etwas andere hausnummer und da wird es hierzulande keine grauzonenmöglichkeit geben denk ich mal. oder es war ein absoluter, absoluter und nochmal absoluter einzelfall, und diesen arzt würde ich gerne sehen.

dass biid sehr stark mit gid zu vergleichen ist, gerade was die entwicklung in der gesellschaft angeht, vertrete ich übrigens auch.
überlegt mal in welcher zeit das alles so geschehen ist, es sich entwickelt hat und offiziell möglich geworden ist sich ganz offiziell einer geschlechtumwandlung zu unterziehen, im nachkriegsdeutschland !!!, und da hat es auch geklappt mit der akzeptanz. da dürfte es jetzt im 21. jh doch viel viel leichter sein, selbst bei vermeindlich härteren angelegenheiten wie biid oder!?

es gibt nur zwei wege an sein ziel zu kommen, entweder inoffiziell im ausland mit dem dazu nötigen finanziellen möglichkeiten, oder eben im laufe der zeit die offizielle möglichkeit nach einer anerkennung als krankheit. und da kann man die öffentlichkeit ja nicht vermeiden.

umso wichtiger ist es dann natürlich keiner sensationspresse zu erliegen, obwohl das in den jetzigen anfängen auch ganz normal ist, sondern sachlich fundiert aufzuklären was sache ist.

die dritte möglichkeit der selbstverstümmelung können wir getrost außen vor lassen weil es a) je nach der gewüschten sache sehr gefährlich und z.t. unkalkulierbar wäre und b) 99,99 % der mut dazu fehlte. zu diesen % würde ich auch gehören und mich meinem schicksal des eben nichterlangens hingeben müssen. umso glücklicher bin ich natürlich nun mit meinem querschnitt dem anderen teil des schicksals dass es sehr gut mit mir gemeint hat.

die aussagen wie : ....dieses jahr passierts noch, .....es muss sich was tun, ...ich schaff dass, ...im nächsten winter ist es soweit, ..... usw usf, kann man ja schon gar nicht mehr hören und ist ja nichts anderes als immerwährender jahrelanger selbstbetrug und leben in einer traumwelt.

also nochmal, ich bin absolut für progessives vorgehen in der zukunft denn wer nicht wagt der nicht gewinnt.
ihr, vorallem die sich schon länger in solchen foren wie hier bewegt haben, werdet selbst die erfahrung gemacht haben dass man sich irgendwann immerzu nur im kreis bewegt und nichts, aber auch gar nichts verangeht oder sich bewegt. ....wird auch irgendwie langweilig oder?

und auch die an einer hand abzuzählenden forscher die sich absolut dankenswerterweise der sache biid angenommen haben, werden ohne öffentlichkeit nichts bewegen im endefekt, auf das ja alle hier so sehnlichst warten.

das größte problem ist, dass der "gemeine" biid betroffene innerlich mehr angst als sonstwas hat und das im endefekt gar nicht nötig hätte. ich finde da müssten die betroffenen mehr an sich arbeiten und nicht der vermeindlich intolleranten öffentlichkeit den schwarzen peter des nichtvorangehens zuschieben.

sicherlich rede ich mich jetzt sehr leicht, aber das war auch schon meine meinung und einstellung vor meiner eigenen verletzung und jetzigen darausfolgenden behinderung.
auch ich hatte als früherer biid-betroffener vor jahren zwei interviews (damals natürlich anonym), einmal presse und einmal tv, gegeben und ärgere mich absolut nicht darüber im nachhinein. (es ist nicht sensationshaschend gemacht worden von den jeweiligen journalisten und redakteuren fand ich und hatte mir auch ausgebeten vor druck und sendung quasi korrektur zu lesen)

mein ganz persönlicher aufruf:
erhobenen hauptes mutig voranschreiten in der sache, damit sich was real tut und das geht nur im offenen.
...oder sich ins flugzeug setzen, oder im stillen kämmerlein weiterträumen.

lg, rayon
quadam
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Registriert: Sa 11. Dez 2010, 12:26

Re: "Stern" über BIID

Beitrag: # 1527Beitrag quadam »

also dass die gesellschaft in diesem bereich toleranter wird, halte ich für eine ausgesprochene wunschvorstellung. und das interesse der journaille liegt weniger in gesteigertem verständnis oder faszination begründet, als in der tatsache, dass in zeiten medialer totalüberschwemmung jedes schock-thema gerade recht kommt. um nichts anderes gehts - auch wenn die berichte über biid dann recht schmuseweich daherkommen, ist es nichts anderes als eine freakshow!
ich würde dir, jayon, einfach einmal empfehlen, einen recorder in die hand zu nehmen, auf die strasse zu gehen und wahllos leute dazu zu befragen, was sie davon halten würden, wenn amputationen für menschen mit biid durchgeführt werden könnten. und spare dabei NICHT menschen mit behinderung aus. du wirst tagelang nicht schlafen können - garantiert;-)
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