Neuvorstellung von petro aus Norddeutschland

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petro
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Registriert: Do 29. Mär 2012, 16:16
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Neuvorstellung von petro aus Norddeutschland

Beitrag: # 9410Beitrag petro »

Hallo an die Mitglieder des Forums,

nach einer schon etwas andauernden Mitgliedschaft als stiller Leser, dem Treffen mit einem anderen Teilnehmer und einem neuen E-Mail Kontakt aus dem Kreis der hier registrierten Personen, möchte ich mich nun auch einmal vorstellen.

Ich bin männlich, 45 Jahre alt und lebe in Norddeutschland. Es ist die Neigung, Leidenschaft und das immer stärker werdende Verlangen orthopädische Hilfsmittel, wie sie von Geh- oder Körperbehinderten benötigen werden, zu tragen. Seit frühester Kindheit ist das Verlangen nach dem Ausprobieren und Erleben einer körperlicher Behinderung und der damit einhergehenden Benutzung von orthopädischen Hilfsmitteln vorhanden. Früher wusste ich dass es nur ein kribbelndes Rollenspiel ist. Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Es ist mehr und ich habe meine freiwillig angenommene Behinderung schon sehr perfektioniert. Nur kann ich dieses leider viel zu selten umsetzen und ich merke, dass es mich immer mehr schmerzt davon abgehalten zu werden.

In meinem Biid bin ich angewiesen auf Beinschienen, Krücken, Stützkorsetts und andere orthopädische Hilfsmittel wie sie von inkomplett Querschnittgelähmten benötigt werden. Seit dem ich 1996 im Internet einige Seiten im Internet zum Thema Wannabee, Devotee und Pretending gefunden hatte, war ich mir sicher nicht allein mit meiner Veranlagung zu sein. Die nun schon sehr lang andauernde Suche nach Lösungen, Gleichgesinnten und Informationen hat mich selbstverständlich nun auch hierher geführt.

Von dieser Veranlagung habe ich früher niemandem etwas erzählt. Viel zu sehr hatte ich Angst nicht verstanden zu werden oder das andere Personen etwas über meine Veranlagung erfahren könnten. Dabei empfand ich immer das Bedürfnis mich in die Öffentlichkeit zu begeben und die Reaktion der Umwelt zu erfahren. In Selbstversuchen habe ich immer wieder mein zweites ich in den eigenen vier Wänden ausprobiert und so kurz als Gehbehinderter gelebt.

Seit dem ich, vor allem durch das Internet, immer mehr über dieses Thema in Erfahrung bringen konnte, habe ich meine Leidenschaft weiter ausgebaut und entwickelt. Hierfür habe ich mir eine Sammlung von verschiedensten orthopädischen Hilfsmitteln zusammengestellt. Dazu gehören mehrere Paar Beinorthesen KAFO´s, Krücken und unzählige Orthesen für alle Körperteile. Die ersten eigenen angefertigten Beinschienen waren die Erfüllung eines Kindheitstraums.

Es geht mir um meine persönliche Zufriedenheit welche ich beim Tragen meiner Hilfsmittel verspüre. Es gibt mir ein herrliches Gefühl der Entspannung und Leichtigkeit wenn ich die doch so schweren Schienen oder Korsetts am Körper trage. Durch die stark eingeschränkte Beweglichkeit tritt nicht nur im Körper sondern auch im Geist eine beruhigende Entschleunigung von den Alltäglichkeiten ein. Leider ist es aber ein Problem mit dieser Art der Lebens- und Freizeitgestaltung sich im Alltag umherzubewegen. So versuche ich mir ab und an einen Freiraum zu verschaffen, um wenigsten für ein paar Stunden im Haus oder aber auch mal einen ganzen Tag irgendwo entfernt der Heimat die Form der Behinderung auszuleben. Meine längste Erfahrung als „Pretender“ einer Gehbehinderung sammelte ich in einem einwöchigen Urlaub. Ich war von der Anreise bis zur Rückkehr dauerhaft in diesem „befreiten Zustand“ der nun körperlichen Einschränkung.

In meiner Wunschvorstellung möchte ich nun bald wieder ein zeitlich längerfristig andauerndes Experiment in meiner Rolle als Gehbehinderter durchführen. Es ist aber sehr schwer für mich meiner Neigung nachzugehen, ohne Gefahr zu laufen von meinem persönlichen Umfeld entdeckt zu werden. Also werde ich versuchen bald in den Urlaub fahren. Weg von meiner Gesundheit, hin zu der inkompletten Lähmung des Unterkörpers. Gern würde ich einen längeren Zeitraum in meiner zweiten Identität verbringen.

Bei mir hat das mit dem in die Öffentlichkeit gehen sehr viel Zeit und Mut gebraucht.
Leider habe ich mir früher zu viele Gedanken gemacht. Ferner hatte ich auch nicht die Kenntnis und Mittel um dem allem nachzugehen. Heut freue ich mich aber sagen zu können, ich habe es ausprobiert. Auch das die ersten persönlichen Kontakte zu BIID betroffenen haben mir sehr viel gegeben. Ich hoffe es kommen weitere Treffen und Kontakten.

Hier noch einmal mein Dank an die beiden Herren ebenfalls aus Norddeutschland!!

Viele Grüße

petro
Manuel
Beiträge: 204
Registriert: Mo 20. Dez 2010, 22:16
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Re: Neuvorstellung von petro aus Norddeutschland

Beitrag: # 9431Beitrag Manuel »

Das kommt mir alles sehr bekannt vor...
Willkommen in der Riege der Norddeutschen hier.

Gruß
Manuel
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Marisol5268
Beiträge: 239
Registriert: Di 13. Aug 2013, 15:26
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Re: Neuvorstellung von petro aus Norddeutschland

Beitrag: # 9432Beitrag Marisol5268 »

Hallo Petro,

ich bin zwar auch noch recht neu hier in dieser Runde, heiße Dich aber herzlich willkommen.
Genau wie Du bin ich in Norddeutschland zuhause.

Kann das was du beschreibst gut nachempfinden. Ich habe auch erst in der letzten Zeit realisiert was bei mir los ist. Ich hatte auch schon als Kind Interesse an Menschen mit Behinderungen und an den damit verbundenen Hilfsmitteln. Auch in Büchern und Filmen haben mich immer Charaktere mit Krücken, Rollstuhl etc. fasziniert.

Wie ich in meiner Vorstellung bereits beschrieb, konzentriert sich bei mir das Ganze mittlerweile aber eher auf die Erfahrung ohne Augenlicht zurecht zu kommen. Was wohl nicht ganz so häufig ist, im Vergleich zu denjenigen, die sich eher eine Gehbehinderung oder fehlenden Gliedmaßen wünschen. Dennoch freue ich mich hier auf einen Austausch mit anderen Forumsmitgliedern.

Lieben Gruss
Marisol
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar (Antoine de Saint Exupery)
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