Danke sehr!marcit hat geschrieben:Es gibt auch einen Zusammenhang von Autismus mit Fetischismus. Wenig erstaunlich, sind doch viele Autisten eher auf Dinge wie auf Personen fixiert.
Auch bei BIID fällt manchmal die Abgrenzung schwer, was noch Fetischismus ist und was schon BIID. Der Übergang ist fliessend.
Den Zusammenhang zwischen Homosexualität oder Transsexualität mit BIID und / oder Autismus denn Du auch aufzeigst kann ich nachvollziehen.
Bei Fetischismus wäre ich vorsichtig. Ich mache es mir einfach mal bequem und zitiere einige Absätze, die ich an anderer Stelle im Forum dazu geschrieben hatte. Ich glaube Fetischismus und BIID /Autismus sind grundverschieden.
Wie ich oben als Theorie zum Verständnis von BIID vorgeschlagen habe: Ich denke nicht, dass BIID eine Erkrankung der bildlichen Wahrnehmung des Körpers von sich selbst ist; dass also das Gehirn eine verkehrte Ansicht vom eigenen Körper hat. Ich denke, dass BIID eine Erkrankung der sinnlichen Erfahrung des Körpers von sich selbst ist; dass also das Gehirn eine verkehrte Wahrnehmung von eigenen Körper hat.
Damit aber denke ich auch, dass es kein ‘Triggererlebnis’ geben muss: den Rollstuhlfahrer, dem man damals von der Kinderkarre aus erspäht hat oder den Einbeinigen, den man mal als Kleinkind gesehen haben muss.
Wenn wir ein Baby auf einer einsamen Insel versorgt von Manna vom Himmel aussetzen, so kann es BIID bekommen. Irgendwann bekommt das Gehirn die Sinneswahrnehmungen vom eigenen Körper nicht geregelt und erfaehrt dann einen Teil des Körpers anders / verkehrt. Diese verkehrte Gewichtung oder Erfahrung von sinnlichem Erleben des eigenen Körpers kann / muss aber nicht auch sexuelle Sinneswahrnehmungen betreffen. So entsteht BIID mal mit mal ohne sexueller Komponente.
Fetischismus hingegen ist ein Zustand, der einen äusseren Einfluss braucht und der eine erhebliche intellektuelle Verarbeitung braucht.
Zum ersten Punkt: unser Baby auf der einsamen Insel wird keinen Lacklederfetisch oder einen Korsettfetisch entwickeln. Sowas gibt es nicht auf der Insel. Es braucht also immer diesen Trigger von aussen.
Zum zweiten braucht die Entstehung eines Fetisch aber wohl doch auch allerhand Gehirnarbeit. Ein Fetisch ist ja doch normalerweise verknüpft mit erhebenden, mit anreizenden, aufreizenden Dingen. Ich hätte noch nie von einem Fetisch fuer Baumrinde oder Gummibaumblätter gehoert. Auch wird ein Schuhfetisch nicht markenlose no-name Turnschuhe vom Discounter betreffen sondern eher Schuhe welche anregen und erregen sollen. Da muss also ganz, ganz viel vor sich gehen im Gehirn einen Gegenstand oder ein Gefühl anregend, aufreizend zu finden und das dann schliesslich mit Wonne und Wollust zu verknüpfen.
BIID hingegen erwischt einen – so sehe ich dass – ohne bewusste Gehirnarbeit. Da geht etwas schief, das rein unbewust ist, und das wir an keinem Punkt seiner Entstehung kontrollieren können.
In den Folgen von BIID und Fetischismus gibt es dann bestimmt Prallelen. Jemand mag denken er habe einen Fetisch fuer dunkle Sonnenbrillen dabei mag er ein unentdecktes BIID, welches seinen Sehsinn betroffen hat, mit sich herumschleppen. Jemand mag sich einreden er habe eine sexuell betonte Form von Blindheits-BIID dabei mag er ‘nur’ einen Fetisch fuer dunkle Sonnenbrillen und Augenbinden entwickelt haben. Ich denke wegen solcher ‘Nachbarschaften’ soll man grad im jungen Alter behutsam mit selbst-diagnostiziertem BIID sein.
Ich mag Unterschenkelliegegips rechts, weil mir das zum einen eine veränderte Sinneswahrnehmung am rechten Fuss gibt und weil es mich nötigt Krücken zu nehmen. Jemand mit Gipsfetisch mag einen Unterschenkelliegegips anregend, aufregend oder erregend finden. Ich wuerde mir denken, dass wenn mein BIID die Wahrnehmung meines Fusses mit sexuellen Wahrnehmungen verküepft hätte, die Ähnlichkeit zu einem Gipsfetisch sogar noch frapierender währe.
Aber ich denke aus den oben genannten Gruenden, dass Fetischismus und BIID /Autismus grundverschiedene Störungen sind.
Tilman