Druck abbauen

[Sarha90]

Hallo,
bin eben beim "surfen" auf einen Alten Eintrag aus dem Jahr 2014 zum Thema Druck abbauen.

Ich habe folgendes Probelm/ Unverständnis zu mir und meinem BIID. Meine "Aktionen" dienen dazu meinen inneren (leider sexuellen) Druck zum pretenden abzubauen. Behindert zu sein erregt mich. Bei mir ist es folgendermaßen: Ich bewege mich ohne Hilfsmittel, Einschränkungen etc. in meinem Leben. Mit der Zeit steigt ein Bedürfnis in mir auf, an Krücken zu gehen, orthopädische Schuhe etc. zu tragen. Diesen Druck kompensiere Ich dann, indem ich masturbiere. Anschließend ist das Bedürfnis nach Krücken und Schuh weg.

Nach einiger Zeit (1-2 Tage) kommt das Bedürfnis erst schwach wieder und wird dann immer stärker, bis ich fast darunter leide, falls ich es so nennen kann. Dann masturbiere ich erneut und der Druck/das Bedürfnis geht weg. Ab irgendeinem Punkt ist eine Kompensation nur noch durch pretenden also das Nutzen von Hilfsmitteln möglich. Habe ich 1-3 Wochen pretendet (es schwankt tatsächlich sehr) ist der Druck völlig weg und ich lebe wieder wie vorher. Dieser Prozess findet wieder und wieder statt.

Es hat sich aber ein Problem entwickelt: Der Druck und das Verlangen setigen mittlerweile immer schneller. Es hat früher gereicht, alle 12-14 Monate zu pretenden. Mittlerweile bin ich bei Abständen von 2 Monaten was zu extremen Misstrauen führt. Ich verstehe meine Gedanken und Gefühle nicht. Kann mir jmd vielleich etwas Licht und Dunkel bringen.

Hier noch die Anmerkung, dass ich nicht dauerhaft behindert sein möchte (für Leute, die das wollen habe ich vollstes Verständnis und ihr seid für mich so normal, wie alle anderen auch). Ich liebe Sport, speziell Joggen. Habt ihr Tipps, wie ich längere Zeit durchhalte. Ich möchte mein pretenden beibehalten, weil es sehr schön ist. Aber die Abstände sollen eine gewisse Ordnung bekommen.

Kann mich jmd verstehen und etwas Rat geben?

Viele Grüße und bleibt alle gesund!

[croquette]

Hallo Sarha90

Was du über zunehmend häufigeres Verlangen nach Pretenden schreibst, kennen, glaube ich, viele von uns. Mir ist die sich steigernde Dringlichkeit verbunden mit dem Wunsch nach einer Art Planung von unspektakulärem "Normalbetrieb" bekannt. Ist es das, was du ansprichst?
Masturbieren anstatt dem Pretending-Druck nachgeben ist das, was du in bestimmten Momenten tust. Warum möchtest du das Pretenden vermeiden? Das frage ich mich.
Ob ich Licht ins Dunkel bringen kann? Vielleicht. Ich kann dir nur meine Erfahrungen schildern - ich bin über 60 Jahre alt (jung?), was auch immer das heissen oder nicht heissen mag . Die ruhigen Phasen sind bei mir kürzer geworden. Dabei begleitete mich immer mehr oder weniger die Angst, wohin das alles noch führen könnte - zur Amputation? ... Angst vor der Amputation, die ich mir ja eigentlich wünschte und immer noch wünsche. Wie steht es um meine sozialen Kontakte? Gerate ich auf die schiefe Bahn? Bedenken noch und noch. Geht es dir irgendwie ähnlich mit der Angst? Auch ohne Amputationswunsch.
Mit ca. 25 Jahren führte ich eine Zeitlang Buch darüber, wann, wie und wo ich ampte (ich brauche das Wort "ampen" auch gern anstatt pretenden), in welcher Kleidung - ich bin trans, genauer gesagt irgenwie beides, Mann und Frau - usw. Mit der Buchführung wollte ich ein quasi statistisches Muster finden, welches mir erlaubt hätte, das nächste "Ereignis" zu prognostizieren und mich adäquat darauf einzustellen. Oder mindestens etwas System ins Auftauchen der heissen, intensiven Phasen zu bringen. Das Resultat: null Muster, eine Prognose oder Organisation des Pretendens war nicht planbar. Aus zeitlicher Distanz lache ich heute ein bisschen über meine damaligen Bemühungen Ordnung ins Ganze zu bringen. Damals hatte ich allerdings nichts zu lachen. Ich kämpfte mit den Bedürfnissen - oder besser g e g e n die Bedürfnisse, die mein Körper so kompromisslos forderte und für die es scheinbar keinen Platz in dieser Welt gab.

Unglaublich viel Druck nahm mir ein erster Kontakt mit einem Leidensgefährten vor etwa dreissig Jahren weg. Schon dieser Kontakt kostete mich allen Mut. Und dass ich mein Amp-Bedürfnis meiner Partnerin (auch der früheren) mehr oder weniger vom Anfang der Beziehung an mitteilen konnte, erfüllt mich mit grosser Zufriedenheit. Das ist für mich der wesentlichste Pfeiler der Druckwegnahme. Nur nicht mit der Tür ins Haus fallen ... , sagte ich mir, aber die Tür wird geöffnet, früher oder später.

Viel Glück beim Pfad finden
und bleib auch gesund! Ciao




Was ist daran so besonders ausser dem Ungewohnten?

[Neuhier]

Hallo sarha90
Bin neu hier und gerade über deinen Bericht gestolpert.
Du sprichst mir aus der Seele! Mir gehts ganz ähnlich!
Auch ich finde das pretenden unheimlich erotisch! Hab auch schon mit Schuherhöhungen pretendet, machmal zusätzlich mit einem versteiften Bein.
Inzwischen hat sich mein Verlangen immer mehr Richtung Pretenden einer Amputation. Kennst du das auch?
Lg

[Humpelstilzchen]

Hm, du beschreibst eine komplexe Situation.
Das Pretenden ist für dich beides, Brot und Peitsche. Befreiung und Zwangsjacke in einem. Hochgradig ambivalent. Gleichzeitig ist der Gedanke nach einer tatsächlichen Behinderung für dich scheinbar mehr beklemmend, als angenehm.
Hast du schon mal erwogen, mit einem Profi wie Prof. Erich Kasten zu sprechen? Er kennt das Thema wie kaum ein anderer, ist unheimlich einfühlsam und hat eine große Lebenserfahrung. Er ist ja auch per Email erreichbar, also alles im geschützten Rahmen.
Weißt du, ich denke einfach, das deine Lage schon etwas komplex ist und du kannst noch Weichen stellen, da brauchst du aber einen geeigneten "Stellmeister", der dir hilft oder zuhört......

Als "Workaround" käme mir in den Sinn, vllt. Triggerfaktoren zu erkennen und zu meiden. Vllt. lösen bestimmte Trigger dein Verlangen besonders aus. Vllt. kannst du dein Verlangen auch umlenken? Es gibt doch so viele erotische Dinge oder "Teile" an einem Menschen. Du findest doch bestimmt noch andere Sachen erotisch, vielleicht kannst du die in der Vordergrund stellen?

Wenn man zu viel Süßes isst, wird man dick. Also macht man den Verzehr von Schokolade oder einem Kuchen zu einem besonderen Ereignis, das man sich für bestimmte Momente aufhebt. So kannst du es mit dem Pretenden machen. Nimm dir vor, z.B. nur einen Tag zu pretenden, mache einen fixen "Termin", z.B. letztes Wochenende im Monat. Dann lebe auf diesen Moment hin. Erlebe ihn und lass ihn wieder vergehen. Bis zum nächsten Monat. Und wenn das letzte Wochenende wieder gekommen ist, dann überlege, ob du dieses mal vielleicht ohne auskommst.

So oder ähnlich würde man es mit einem Schokoholiker machen

[Sarha90]

Hm, du beschreibst eine komplexe Situation.
Das Pretenden ist für dich beides, Brot und Peitsche. Befreiung und Zwangsjacke in einem. Hochgradig ambivalent. Gleichzeitig ist der Gedanke nach einer tatsächlichen Behinderung für dich scheinbar mehr beklemmend, als angenehm.
Hast du schon mal erwogen, mit einem Profi wie Prof. Erich Kasten zu sprechen? Er kennt das Thema wie kaum ein anderer, ist unheimlich einfühlsam und hat eine große Lebenserfahrung. Er ist ja auch per Email erreichbar, also alles im geschützten Rahmen.
Weißt du, ich denke einfach, das deine Lage schon etwas komplex ist und du kannst noch Weichen stellen, da brauchst du aber einen geeigneten "Stellmeister", der dir hilft oder zuhört......

Als "Workaround" käme mir in den Sinn, vllt. Triggerfaktoren zu erkennen und zu meiden. Vllt. lösen bestimmte Trigger dein Verlangen besonders aus. Vllt. kannst du dein Verlangen auch umlenken? Es gibt doch so viele erotische Dinge oder "Teile" an einem Menschen. Du findest doch bestimmt noch andere Sachen erotisch, vielleicht kannst du die in der Vordergrund stellen?

Wenn man zu viel Süßes isst, wird man dick. Also macht man den Verzehr von Schokolade oder einem Kuchen zu einem besonderen Ereignis, das man sich für bestimmte Momente aufhebt. So kannst du es mit dem Pretenden machen. Nimm dir vor, z.B. nur einen Tag zu pretenden, mache einen fixen "Termin", z.B. letztes Wochenende im Monat. Dann lebe auf diesen Moment hin. Erlebe ihn und lass ihn wieder vergehen. Bis zum nächsten Monat. Und wenn das letzte Wochenende wieder gekommen ist, dann überlege, ob du dieses mal vielleicht ohne auskommst.

So oder ähnlich würde man es mit einem Schokoholiker machen

Du scheinst mich auf jeden Fall schon einmal zu verstehen Gut, dass ich mir dieses Problem nicht einfach einbilde. Ja, eine tatsächliche Behinderung kommt für mich nicht in Frage, da sie nicht in meinen eigentlichen Lebenstil passt. Das Pretenden ist tatsächlich nur da, um diesen Druck abzubauen. Ein Triggerfaktor ist z,B., eine andere Person mit Krücken zu sehen. Da flammt das Verlangen zu pretenden so stark in mir auf, dass ich schon sagen muss, dass ich darunter leide... Der fixe Termin ist theoretisch sehr gut (Ich versuche immer, ein paar Monate verstreichen zu lassen, bis ich wieder zu den Stützen greife. Nur habe ich so langsam das Problem meine Aktionen immer wieder rechtfertigen zu müssen, Bis jetzt bin Ich immer gut dabei weggekommen und alle haben mir meine "Verletzung" abgenommen. Doch wann wird sich das ändern und was mache ich dann? BIID ist natürlich nur wenigen ein Begriff aber Misstrauen könnte ja evtl. dennoch aufkommen. Das ist eben mein Hauptproblem. Und ständig in eine andere Stadt kann man ja aktuell auch nicht, zumal ich kein Auto habe.

[Sarha90]

Hallo sarha90
Bin neu hier und gerade über deinen Bericht gestolpert.
Du sprichst mir aus der Seele! Mir gehts ganz ähnlich!
Auch ich finde das pretenden unheimlich erotisch! Hab auch schon mit Schuherhöhungen pretendet, machmal zusätzlich mit einem versteiften Bein.
Inzwischen hat sich mein Verlangen immer mehr Richtung Pretenden einer Amputation. Kennst du das auch?
Lg

Mein Pretenden ist immer auf dem Level Krücken und Orthopädischer Schuh geblieben. Inzwischen habe Ich über 5 Stück. Das ist auch mein Traumzustand, wenn man das mal so nennen kann. Zu sehen, dass rechts mein Spezialschuh und links der normale Schuh ist, empfinde ich als außerordentlich erotisch. Eine Amputation wünsche ich mir eher nicht, da dann zu viele andere Dinge, die ich am Leben schätze verloren gehen.
LG

[Humpelstilzchen]

Na, dann hast du ja wenigstens schon mal ein Ventil, das funktioniert.
Du kannst ja probieren, dass das auch weiterhin ausreicht und du z.B. keine weiteren Anschaffungen an Hilfsmittel machen musst.

Wie gesagt, es ist sicher toll, wenn man sich hier austauschen kann, aber wenn man wirklich tiefergehende Fragen hat oder einen irgendwas quält, ist es doch nicht schlecht, wenn man den Profi konsultieren kann. Prof. Erich Kasten ist wirklich ein Geschenk vom Himmel.