BID DACH Forum

Hi , ich bin 22 Jahre und komme aus Berlin

Schon seit Jahren häge ich den Wunsch , Querschnitts gelehmt zu sein ...
Doch mit wem soll ich darüber reden - mich selber macht es total fertig , es ist eine Mischung aus schönen Vorstellungen , doch auch Verzweiflung, da es wahrscheinlich nie realität wird !

Ich habe in letzter Zeit das dringende Bedürfnis, darüber zu reden , doch alle Therapeuten, die ich befragt habe , kannten den Begriff „BIID“ noch nicht einmal...

Doch mit Freunden und Familie habe ich Angst darüber zu reden , da ich denke , das sie negativ darüber denken würden - wahrscheinlich aus Angst , ich könnte mir was antun...

Ich würde mir so gerne einen Rollstuhl kaufen , aber ich bin hin und her gerissen mit meinen Gefühlen zurzeit ...

Gruess Dich!
Ich denke da gilt es viele kleine Schritte in verschiedene richtige Richtungen zu machen:

Was das reden mit Therapeuten betrifft – hast Du tatsaechlich schon so viele dazu gefragt? Hut ab! Das wuerde ich mich nicht trauen! Aber dass die alle das nicht kennen – logisch! Ist ja auch ein Nischenthema. Aber gute Therapeuten sind erstmal auch einfach neugierige Menschen. Sonst kann man es in dem Beruf zu nix bringen. Die sinnige Frage an einen gewuenschten Therapeuten ist nicht: “Kennen Sie BIID?”. Die Frage sollte sein: “Ich koennte mir vorstellen dass ich BIID habe. Haetten Sie Lust sich damit zu befassen …”.

Aber, ja – reden hilft und Freunde und Familie sind vermutlich nicht der erste sinnvolle Ansprechpartner. Therapeuten, Seelsorger, Mitbetroffene, die man im Internet aufgabelt – anfangs ist es sicher sinnvoll sich mit Leuten auszutauschen, die Distanz zu einem selbst haben.

Den Wunsch nach dem Rollstuhlerlebnis – auch da wuerde ich versuchen stueckchenweise voranzukommen. Internetplattformen ermoeglichen einem Leute kennen zu lernen die vielleicht einen Rollstuhl haben und wo man mal ein Wochenende Probefahren kann. Aber falls Du alleine wohnst kann man sich auch einfach einen gebracht kaufen und Freunden, Bekannten und Familie was von Hueftprellung oder so erzaehlen. Man denkt immer das BIID einem auf der Stirn geschrieben stuende. Menschen sind einfach leidlich gutglaeubig.

Was noch … versuche das etwas zu relativieren. Nur weil Dein Hirn einen Querschnitt richtig finded heist das ja nicht, dass Du den unbedingt haben must. Wir fallen leicht in ein Schema wo wir meinen “Ich habe BIID (selbstdiagnostiziert – das muss also stimmen). Ich muss diese Behinderung haben!”.
Tatsaechlich ist die Wirklichkeit dieser Erkrankung ja erheblich vielschichtiger. “Ich habe vielleicht BIID. Ich komme mit meinem Körperbild nicht klar. Nun muss ich gucken was es an vielen Möglichkeiten gibt mit dieser Erkrankung umzugehen. Vielleicht brauche ich irgendwann in der Zukunft mal eine Operation aber bis dahin gibt es allerlei Moeglichkeiten ein leidlich passables Leben in einem gesunden Koerper zu fuehren.”

Dann schreibst Du dass Du verzweifelt bist, weil das wohl nie Realitaet wird. Das ist denke ich nix worueber sich zu graemen lohnt. Wenn nichts dazwischen kommt magst Du 90 oder 100 werden. Das sind noch rund 70 Jahre. Vor 70 Jahren war Homosexualitaet kriminell, Krebs immer toedlich und alle waren noch ganz aufgeregt ueber diese tollen, neumodischen Antibiotika. Medizin, medizinische Ethik, Moral veraendert sich so rasend schnell – weiss der Geier wo das auch nur in 30 Jahren ist. Vielleicht kannst Du Dir in 25 Jahren das Rueckenmark auf Krankenschein durchschnippeln lassen. Vielleicht kann man in 25 Jahren BIID total banal heilen.

Alles Gute damit!
Ist schon eine bloede Chause aber es laesst sich allerlei machen, um damit umzugehen.
Tilman

HI,
das hast du aber wunderbar geschrieben
Gruß
Blondi

Hey Josi123, ich wohne in Berlin und bin auch QS-BIIDler. Wenn du Lust hast, können wir mal chatten oder uns auf nen Kaffee treffen. Ab und zu finden auch BIID-Treffen in Berlin statt, da kannst du auch gerne mal dazukommen, auch ohne Rolli.

Viele Grüße, und Kopf hoch!

Hallo Josi123

Ich habe 50 Jahre gebraucht, bis ich ausserhalb dieses Forums meiner Therapeutin an der ersten Sitzung gesagt, dass ich unter BIID leide und vom Bauchnabel an gelähmt sein will. Sie wusste auch nicht was es genau ist, machte sich bis zur nächsten Sitzung schlau darüber. Das Reden mit ihr half mir sehr. Es nahm mir ein Felsbrock von mir.

high josi,
ich habe gezielt nach jmd gesucht die sich mit transgender auskennt. sie war bereit sich in das thema biid einzuarbeiten und konnte mir dann ein stück weiterhelfen.
viel erfolg

Hi Josi123,

Willkommen hier im Forum. Reden hilft wirklich und ich habe mich zuerst meiner Partnerin, dann dem engsten Freundeskreis und dann der Familie anvertraut. Meiner Meinung ist das einfacher, als mit Fremden darüber zu reden, denn diejenigen, die dich schon lange kennen wissen, dass du nicht verrückt bist. Ich habe mich schon vielen Leuten anvertraut und bis jetzt machte ich noch keine schlechte Erfahrung. Jedoch alle Leute, denen ich mich anvertraute kannte ich schon Jahre davor und eben, die wissen, ich bin nicht verrückt. Vielleicht lotest du mal aus, was du deinem Umfeld zumuten kannst und wenn dir danach ist, dann sprich.

Bist nicht damit alleine. Es dauert bis man es akzeptiert glaube ich. Hab mal gehört das es Leute auch durchgezogen haben.

Hallo ihr Lieben

Interesanter Chat hier. Mich würde auch mal interessieren wie es den Leuten geht die es durchgezogen haben. Kann es mir gut vorstellen wenn der Druck zu groß wird das mal es dann einfach machen muss um den Druck endlich los zu sein


Wie seht ihr das?

Nun wer mag kann sich gerne melden.
Bis vor gut 4 Jahren war das Thema biid noch nicht so klar für mich da ich es nicht einschätzen könnte woran es wirklich lag.
Ich war vernarrt darin selbst gehandicapt zu sein . Gerne war mir Amputiert zu sein..ich habe es auch heimlich ausgelebt wenn meine Partnerin außer Haus war. Mittlerweile bin ich im echten Leben angekommen und sitze durch eine Neuro Borreliose im Rollstuhl dadurch inkomplett Querschnitts gelaehmt.. manchmal find ich es auch sehr interessant wenn sich vor allem Frauen dafür interessieren es auch zu wollen real gehandicapt zu sein.
Ich bin offen für jedes Gespräch