Hoffen

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Quergeschnitten
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Hoffen

Beitrag: # 16205Beitrag Quergeschnitten »

Hallo ich bin 16,

mein größter Wunsch ist es Querschnittsgelähmt zu sein. Jeden Tag denke ich daran wie es endlich wäre wenn ich im Rollstuhl sitzen würde. Jeden verdammten Tag. Ich kann einfach nicht mehr. Wann ist es endlich so weit? Ein Psychologe hat mir nichts gebracht. Was kann ich tun um meinen sehnlichsten Wunsch zu erreichen? Irgendwas muss ich doch tun können.
Eingehüllt durch all diesen Schmerz
Sag mir das ich sicher bin, hast du mich
wenn ich die Kontrolle verliere?
Kannst du aufpassen?
Auf eine gebrochene Seele?
rayon
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16208Beitrag rayon »

tja, lieber(-e?) quergeschnitten, außer auf die gute fee und das schicksal zu warten, fällt mir nichts ein dazu was man tun könnte um einen querschnitt zu erlangen.
also nie die hoffnung aufgeben und willkommen hier im forum !
lg rayon :-)
Quergeschnitten
Beiträge: 17
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16210Beitrag Quergeschnitten »

Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben!
Eingehüllt durch all diesen Schmerz
Sag mir das ich sicher bin, hast du mich
wenn ich die Kontrolle verliere?
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Auf eine gebrochene Seele?
Schlappi
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16244Beitrag Schlappi »

Hallo Quegerschnitten

mir fällt nur Borriolose ein, kann aber auch andere schwere Nebenwirkungen haben oder eine Rückenmarkentzündung. Wie man die Rückenmarksentzündung bewusst bekommt, weiss ich allerdings nicht. Wir können uns einfach niederstechen lassen :lol: .
Wenn ich es wüsste, hätte ich meinem Rückenmark schon längst eine Entzündung verpasst, auf der Höhe des Bauchnabels.

Ich war mit 12 für 2 Jahre gelämt (Hirnautenzündung und misslungene Behandlung). Die ersten 6 Monate waren scheisse, vollständige Abhänigkeit und ich mich an die Inkontinenz, zu beginn Stuhl- und Harninkontinenz und nach 8 Monaten nur noch schwerste Harninko. Mit der lebe ich seit dem. Ab dem 8. Monat liebte ich die Lähmung, dass ich nicht mehr gesund werden wollte. Mein Rolli war mein bester Freund nebst den menschlichen. Ich konnte die Lähmung noch ein halbes Jahr den Eltern und Docs vorgaukeln. Es war menthal sehr anstrengend.
Als sie es rausbekommen haben musste ich zum Psychiater. Es bestärkte mich nur noch mehr eine QSL zu haben, dies seit 37 Jahren.

Ich bin vollkommen am Ende.


Beschissen = keine QSL haben + QSL wollen :lol:
Liebe Grüsse

Schlappi


Schön wäre es, wenn man so sein dürft, wie uns die Gefühle es zeigen.
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Jacky Sully
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16263Beitrag Jacky Sully »

Hallo liebe/r Quergeschnitten,

uns verbindet alle diese Sehnsucht, es fühlt sich fast wie Heimweh an und doch quält es ungleich stärker. Es gibt kein Kochrezept, wie man mit dieser Sehnsucht und unseren Gedanken und Gefühlen umgeht. Da muss jeder noch seinen eigenen Weg finden. Das hört sich grausam an, ist es auch in manchen Lebensphasen, weil es so mühselig ist, den Weg alleine zu finden.

Allerdings möchte ich dir sagen, dass das Inszenieren von irgendwelchen Unfällen wahrscheinlicher zu etwas führt, was du gerade NICHT haben möchtest. Und auch wenn es sehr schwer fällt, weil es sich sonst nicht mehr aushalten lässt, lass es sein.

Wenn du den Mut aufbringen kannst, einem Freund oder einer Freundin, deinen Eltern oder einer anderen Person davon zu erzählen, bist du nicht mehr so alleine. Du solltest dieser Person ABSOLUT vertrauen und dir sicher sein, dass er/sie es vertraulich behandelt und dich auch unter allen Umständen ernst nimmt. Denn dieses alles umfassende Gefühl ist ein sehr großer Teil von uns, den man nicht einfach so zur Seite legen kann.

Zugegeben, es ist sehr seltsam, was in unseren Köpfen und Herzen so vorgeht. Was erstmal schwer verständlich ist: Wir möchten nicht laufen können, unsere Beine unter Umständen nicht fühlen können und dafür einen Rollstuhl benutzen müssen. Verstehen können wir es selbst nicht, wie sollen es wohl andere erst verstehen? Aber es ist da, es war schon immer da, und unter Umständen wird es immer da sein. Ob wir das nun erklären können oder nicht, ist erstmal nicht von Interesse, sondern Fakt ist: Du bist so und du solltest dich dafür nicht schämen müssen, wie du bist.

Abhilfe gibt es leider wenig: Öffne dich, finde Gleichgesinnte, tausche dich aus. Darüber sprechen hilft (nach dem ersten unglaublich schweren (!) Outing) tatsächlich und irgendwann kannst du auch ungehemmter darüber reden. Bediene dich der Fantasie: stelle dir alles mögliche vor, übe die Transfers von Boden aufs Bett, von Stuhl zu Stuhl etc. (Youtube zeigt dir wie). Es hilft alles nur kurz, aber es hilft.

LG, J.
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Schlappi
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16270Beitrag Schlappi »

Hallo Jacky Sully

Du hast es auf den Punkt gebracht. Sich etwas antun kann man sich ja was, nur bringts nichts, oder wenn es was bringt ist es sicher das falsche.

Ich habe das Glück, das ich wenigstens ab und zu, weil meine Knie irreperabel verletzt sind und ich beim Gehen trotz Krücken zu grosse Schmerzen habe bin ich auf einen Rolli angewiesen.

Bekannten sage ich, dass ich gelähmt sein möchte, damit ich meine Knie nicht mehr spühre (ironisch Tonfall)

Dies bringt mir wirklich Befreiung von meinen wirklichen Gedanken, die sogar in meinen Träumen vorkommen.
Liebe Grüsse

Schlappi


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radler
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16281Beitrag radler »

Hallo Quergeschnitten,

ich kann mich dem bereits Gesagten nur anschließen. Inszenierte Aktionen jeder Art können gründlichst schiefgehen. Und selbst wenn es einen absolut sicheren und zuverlässigen Weg gäbe: bist du dir immer absolut sicher, dass du anschließend wirklich am Ziel deiner Träume angekommen sein würdest? Ich meine, nicht nur während Phasen, wenn "es" dich wieder besonders quält, sondern wirklich in jedem Moment, z.B. auch dann, wenn du gerade etwas Schönes erlebst, was mit einer QSL nicht möglich wäre? Später festzustellen, es war die falsche Entscheidung, das wäre extrem bitter. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: ich will nicht mit "Gesunden-Menschenverstand"-Argumenten etwas aus- oder wegreden. Ich weiß aus eigener Erfahrung ganz genau, dass das nicht geht, es ist in uns drin wie festgeschweißt. Aber wohl alle Betroffenen haben sich ein ganzes Sortiment an Hilfsmitteln aller Art zugelegt, um über die Runden zu kommen. Solche Fragen stelle ich mir selbst immer wieder. BIID ist wie ein Rucksack mit Ballast, den man durchs Leben schleppt, was viel Kraft kostet, die man eigentlich anders viel besser einsetzen könnte. Aber das Leben besteht zum Glück nicht nur aus BIID! Hast du ein Hobby oder sonst etwas, was dir Spaß und Freude bereitet, das aber mit einer QSL nicht möglich wäre? Dann genieße das, es kann dir ein Stück weit helfen. Du bist jetzt 16. Du hast heute im Gegensatz zu damals, als ich in deinem Alter war, die Möglichkeit, dich mit anderen auszutauschen. Du weißt, du bist nicht allein, die Wissenschaft und auch die Öffentlichkeit sind auf uns aufmerksam geworden. Du hast noch alle Zeit der Welt, es gibt also keinen Grund zu verzweifeln!

Der Radler
invisible
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16286Beitrag invisible »

Have you thought about or tried pretending? That means, simulating your desired disability. Personally I need to be blind, so pretending is easier than for someone who needs to be paralysed as it is impossible to properly simulate paralysis, but it might still be helpful for you. If you have, how does it make you feel? Maybe it would help you if you used a wheelchair, even if you aren't paralysed?

Google Übersetzung:

Haben Sie darüber nachgedacht, oder versuchte so zu tun? Das heißt, die Simulation von Ihnen gewünschten Behinderung. Ich persönlich muss blind sein, so vorgibt ist einfacher, als für jemanden, der wie gelähmt werden muss, wie es unmöglich ist, korrekt simuliert Lähmung, aber es könnte immer noch hilfreich für Sie sein. Wenn Sie haben, wie funktioniert es fühlen Sie sich? Vielleicht würde es helfen, wenn Sie einen Rollstuhl benutzt, auch wenn Sie nicht gelähmt sind?
Schlappi
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Re: Hoffen

Beitrag: # 16288Beitrag Schlappi »

Ich begnüge mich zur zeit mit meinen nächtlichen Träumen, wie ich eine QSL habe und mich wohl fühle. Aber dann kommen auch die negativen Seiten einer QSL zum Vorschein. und dann wenn ich erwache bin ich zum einen entäuscht, dass ich keine QSL habe und zum Andern bin ich froh, dass ich keine habe.

Bei mir kommt immer der wunsch nach einer QSL, wenn ich unausstehliche schmerzen in meinen Knie habe, oder sonst wie eine Depression, die nicht von BIID herrürhrt. Daraus folgt, dass wenigstens bei mir der wunsch nach einer QSL nicht nur von BIID herrührt, aber die Veranlagung von BIID wird durch Depressionen irgwelcher Herkunft gestärkt, gegen die bei mir die Psychodocs nichts verrichten können. Ich finde es sollte auch Seelendocs geben, die die seelischen Probleme angehen könnten, damit die Depressionen im Vorfeld behandeln könnten. So wäre vielleicht unterumstännden für uns BIID gar kein Thema merhr.
Liebe Grüsse

Schlappi


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