BIID im Alltag

wheel200
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BIID im Alltag

Beitrag: # 14531Beitrag wheel200 »

Hallo, ich melde mich auch mal wieder!

...und zwar mit einer Frage: Wie gut kommt ihr im Alltag mit Biid zurecht bzw. wie lenkt ihr euch ab? Mir ist klar, dass das hier eine relativ persönliche Frage ist, die so manch einer vielleicht nicht unbedingt im öffnetlichen Bereich beantworten, aber leider bin ich im internen Bereich nicht angemeldet. Also, ich würde mich über Antworten freuen ;)

LG
wheel200
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wannabeCH
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14539Beitrag wannabeCH »

Hallo Mai

Da gibt es leider keine generelle Antwort / Lösung.

Die Meisten Pretenden (in deinem Fall im Rolli) um den BIID-Druck abzubauen.
Einige lenken sich auch mit Sport oder Freizeitaktivitäten die ihnen Spass machen ab..

Ich persönlich kann viel besser mit meinem BIID umgehen, seit ich es an mir akzeptier habe – Nicht mehr mit dem „Schicksal“ hadere. Das hat aber Jahre gedauert und war ein langer Prozess, bis ich BIID als meine Persönlichkeit anerkennen konnte. Seit dem habe ich aber viel mehr Kraft und ich verpuffe die Energie nicht mehr in die „Warum“-Frage.

Ansonsten, wenn es wieder mal sehr stark ist, helfen mir die vielen persönlichen Gespräche, die ich mit anderen Betroffenen, aber auch eingeweihten Nicht-Betroffenen, führen kann.

Grüsse
wannabeCH
rheinmainler
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14540Beitrag rheinmainler »

Hallo Zusammen,

ich finde die Formulierung "BIID als meine Persönlichkeit" spannend. Als Außenstehender hätte ich eher gedacht das es etwas sehr "körperliches" ist.

@ wannabeCH: wo siehst Du denn die Verbindung zur Persönlichkeit?

Viele Grüße
rheinmainler
rheinmainler
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14542Beitrag rheinmainler »

BIID im Alltag: interssant könnte auch meine Diskussion zum Thema Meditation und Hypnose sein.
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wannabeCH
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14543Beitrag wannabeCH »

rheinmainler hat geschrieben:ich finde die Formulierung "BIID als meine Persönlichkeit" spannend. Als Außenstehender hätte ich eher gedacht das es etwas sehr "körperliches" ist.

@ wannabeCH: wo siehst Du denn die Verbindung zur Persönlichkeit?
BIID ist meiner Ansicht nach nicht Körperlich, denn mein Bein ist in Takt und ich habe auch keine körperlichen Schmerzen. Das Bein ist einfach kein Teil von mir, da es in meinem Körperbild nicht vorhanden ist.

Da ich BIID an mir angenommen habe, ist es ein Teil von mir und gehört somit zu meiner Persönlichkeit. Ich möchte auch nicht, dass mein BIID weg-therapiert wird. Ich würde damit ein Teil meiner Persönlichkeit (Einbeinig sein) verlieren.

Dies wird wohl auch ein Grund sein, dass BIID nicht (oder SEHR SELTEN) therapiebar ist.

Grüsse
wannabeCH
rheinmainler
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14544Beitrag rheinmainler »

Hallo wannabeCH,

ich bin (noch) nicht tief im Thema drinnen: dachte das man BIID sogar in einer Gehirnregion lokalisieren kann und da quasi die - in Deinem Fall - "Zweibeinigkeit" einfach nicht angelegt ist. Das meine ich auch mit körperlich - also ich zähle das Gehirn mal dazu ;-)

___
augenzwinkernder EXKURS: Allerdings sind wir Menschen ja so stolz auf unser Gehirn das wir es gerne in eine Sonderrolle schieben. Wir sind ja auch Menschen und keine Tiere ... noch so eine Sonderrolle.

Mit der Therapierbarkeit oder viel mehr der Therapienotwendigkeit sprichst Du ein Thema an was mich auch gerade rumtreibt:

Warum sollte man BIID eigentlich als therapiebedürftig ansehen? Im engeren Sinne therapiebedürftig - also heilend ... wieder-normal-machend. Ist das nicht nur eine momentane gesellschaftliche Wahrnehmung? Wo ist der Unterschied zur Geschlechtsumwandlung ... die akzeptieren wir als Gesellschaft ja auch!? Ich will nicht behaupten das BIID nicht krank machen kann, aber vielleicht gerade weil unsere Gesellschaft BIID nicht akzeptiert und daraus psychischer Druck von innen und aussen entsteht.

Ich verstehe Dich so: weil zu BIID angenommen hast, hast Du Deine Persönlichkeit wieder in ein stimmiges Ganzes geführt. Dazu kann man Dich nur beglückwünschen.

Viele Grüße
rheinmainler
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wannabeCH
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14545Beitrag wannabeCH »

Hallo rheinmainler

Die Theorie mit der Hirnregion (neurologisch) finde ich auch am wahrscheinlichsten. Mit Nicht-Körperlich meinte ich, dass nicht das Bein selbst betroffen ist, sondern durch die neurologische Veränderung mein Bein nicht akzeptiert wird.

Also sind wir da der selben Meinung.
rheinmainler hat geschrieben:Mit der Therapierbarkeit oder viel mehr der Therapienotwendigkeit sprichst Du ein Thema an was mich auch gerade rumtreibt:

Warum sollte man BIID eigentlich als therapiebedürftig ansehen? Im engeren Sinne therapiebedürftig - also heilend ... wieder-normal-machend. Ist das nicht nur eine momentane gesellschaftliche Wahrnehmung? Wo ist der Unterschied zur Geschlechtsumwandlung ... die akzeptieren wir als Gesellschaft ja auch!? Ich will nicht behaupten das BIID nicht krank machen kann, aber vielleicht gerade weil unsere Gesellschaft BIID nicht akzeptiert und daraus psychischer Druck von innen und aussen entsteht.
Auch hier bin ich zu 100% einverstanden. Es ist die Gesellschaft, die uns therapieren will. Da eine z.B. einbeinige Person nicht dem gesellschaftlichen Idealbild entspricht, ist es für uns sehr schwierig auf allgemeines Verständnis zu stossen. So lange Menschen mit einem Handicap bei vielen immer noch bedauert werden, kann wohl nicht verstanden werden, dass wir (natürlich aus der Sicht dieser Leute) auch so bedauert werden wollen. Auch wenn ich den Verglich mit Transgener sehr gelungen finde, sehe ich hier den Unterschied, dass wenn jemand von Mann zu Frau (oder umgekehrt) wird, diese Person von einem gesellschaftlichen Idealbild in das Andere "wechselt".
rheinmainler hat geschrieben:Ich verstehe Dich so: weil zu BIID angenommen hast, hast Du Deine Persönlichkeit wieder in ein stimmiges Ganzes geführt. Dazu kann man Dich nur beglückwünschen.
Das hast Du leider falsch verstanden. Ich bin überhaupt nicht stimmig zwischen meinem Körperbild und meiner Körperform. Ich habe nun aber mehr Energie, da ich keine Schuldgefühle mehr habe und nicht mehr über das "Warum gerade ich" nachdenke. Aber die Sehnsucht ist natürlich nach wie vor da!

Viele Grüsse
wannabeCH
rheinmainler
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14546Beitrag rheinmainler »

Hallo wannabeCH

schade, dass ich es falsch verstanden habe ... dennoch mehr Energie und keine Schuldgefühle sind doch schon sehr viel ... immerhin lese ich es so als ob du als mündiger Mensch mit BIID umgehst und nicht BIID mit Dir umgeht.

Deine Ergänzung zum Thema Transgender ist klasse ... der Wandel vom einen gesellschaftlichen Ideal bzw. einer gesellschaftlichen Normalität in eine andere gesellschaftliche Normalität (Mann/Frau oder Frau/Mann).

Hier liegt tatsächlich ein Unterschied zu BIID in der Wahrnehmung der Gesellschaft ... denn Transgender zielt wenigstens auf eine Normalität (auch wenn diese wohl kaum 100% erreicht wird), während BIID auf eine Nicht-Normalität (Behinderung) zielt ... zumindest aus dem Blickwinkel der breiten Öffentlichkeit.

Da springt einem gerade zu das Thema "Inklusion" ins Gesicht ... den das Bild von Normalität ist genau die Misskonzeption (!) die es hier zu beseitigen gilt - sprich Behinderung als Nicht-Normalität.

Gespannte Grüße :-)
rheinmainler
rheinmainler
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14547Beitrag rheinmainler »

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-phorus-
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Re: BIID im Alltag

Beitrag: # 14579Beitrag -phorus- »

wannabeCH hat geschrieben:Auch wenn ich den Verglich mit Transgener sehr gelungen finde, sehe ich hier den Unterschied, dass wenn jemand von Mann zu Frau (oder umgekehrt) wird, diese Person von einem gesellschaftlichen Idealbild in das Andere "wechselt".
Richtig! Daher haben es dann Leute besonders schwer, wenn sie sich mit einem bloßen Wechsel der Schubladen nicht zufrieden geben. Da herrscht auch schon die Meinung vor: "Wenn schon trans, dann ganz!", Zwischentöne verstören - trotz Conchita Wurst. Auf der Show-Bühne soweit ok, aber im täglichen Leben in der Nachbarschaft?

Wisst Ihr, wo man relativ leicht an eine Trans-Op kommt? Im Iran! Wer Männer liebt, muss eine Frau sein... Schon ist das Weltbild wieder in Ordnung. Sind wir hier wirklich so weit davon entfernt?

Das gesellschaftliche Problem, das mit BIID einhergeht, bleibt nicht darauf beschränkt. Für eine offene Gesellschaft einzutreten, lohnt nicht nur in eigener Sache, bzw. im umfassenden Sinne dann gerade und besonders.
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