Wirtschaftliche Behandlung

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Phil

Wirtschaftliche Behandlung

Beitrag: # 2092Beitrag Phil »

Das Sozialgesetzbuch schreibt vor, dass die Behandlung notwendig und wirtschaftlich sein soll.

Eine einseitige hohe Oberschenkelamputation wird der Krankenkasse gegenüber in Deutschland mit 2963.82 Euro als Basisfallpreis abgerechnet (Operation nach OPS 5-864.4, Berechnung hier: http://drg.uni-muenster.de/index.php?op ... webgrouper).

Was kostet eine jahrelange Psychotherapie? Die Stunde wird Privatversicherten zwischen 80 und 180 Euro abgerechnet. Die gesetzliche Krankenkasse zahlt dafür über 80 Euro.

Wenn man in einer tiefenpsychologischen Therapie die volle Dauer bekommt, sind das 100 Stunden. Ergibt Kosten von mindestens 8.000 Euro. Damit ist es bei BIID aber selten getan, weil bisher erfolgreiche Therapien nicht bekannt sind (allerdings durchaus ein besserer Umgang mit BIID und eine gewisse Entlastung, die das Geld wert sein dürften).

Allerdings kostet die Versorgung mit Prothesen sehr viel Geld. Ein C-Leg soll 25.000 Euro kosten.

Also ist die Nichtamputation auf viele Jahre die billigere Lösung für die Versicherungen, allerdings bei starkem Leiden der betroffenen Personen.

Was wir bräuchten, ist jemand, der ganz offiziell eine Amputation wegen BIID von seinem Arzt verschrieben bekommen würde oder das auf andere Weise durchsetzen möchte. Dazu wird es allerdings noch mehr Forschungsergebnisse brauchen.

Trotzdem, irgend jemand muss anfangen und es versuchen. Jemand, der genügend Mut und Unabhängigkeit hat - und starkes BIID.
LAK1210
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Re: Wirtschaftliche Behandlung

Beitrag: # 2094Beitrag LAK1210 »

Lieber Phil, liebe Freunde,

ich bin gerne bereit, als "Versuchskaninchen" zu dienen und gebe gerne die Kosten für die Nachsorge an eine entsprechende "Untersuchungskommission" weiter.
Neben den Kosten für die Prothese muss man noch einiges anderes rechnen:
a- Kosten für den Umbau des Autos, Neuerteilung/Umschreibung des Führerscheins
b- Nachlassen von Steuern etc für Behinderte (die ja dann auf Kosten der Allgemeinheit gehen)
c- Kosten für Reha (Gehschule) und Krankengymnastik
d- Kosten für ärztliche Nachsorge (stationär/ambulant)
e- Kosten für Heil- und Hilfsmittel (Liner, Stützstrumpf, Hautgel, Handschuhe, ...)
f- Kosten für ÖPNV, Putzhilfe, Fahrten in weiter weg liegende Kliniken
g- Kosten für den Umbau des Fahrrads
h- ... mir fällt bestimmt noch etwas ein ...

Dagegen steht das seelische Gleichgewicht und die Freiheit von Depression und psychischen Problemen. Und bei mir definitiv eine beruflich höhere Leistungsfähigkeit. Das hängt natürlich vom erlernten oder ausgeübten Beruf ab...

Lg Euer LAK
Die Körperbehinderung jetzt ist ein Witz gegen das Leiden unter BIID!
Phil

Re: Wirtschaftliche Behandlung

Beitrag: # 2098Beitrag Phil »

Lieber LAK,

lässt sich das alles irgendwie in Euro und Cent schätzen?

Auch das Positive!

Lieben Gruß!
Phil
LAK1210
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Re: Wirtschaftliche Behandlung

Beitrag: # 2103Beitrag LAK1210 »

O je, das wird schwierig. Ich hatte eigentlich vor, all das zu sammeln und für die Steuererklärung 2011, also in knapp einem Jahr, die Summe zu ermitteln.
Das Positive bringt für mich finanziell nichts. Aber das ist etwas, das man mit Geld nicht bezahlen kann, egal welche Summe man nimmt. Glück und Eins-Sein mit sich selbst, im richtigen Körper zu leben, ist wohl unbezahlbar, für die "Wirtschaftlichkeitsrechnung" allerdings nicht berücksichtigbar.
Die Körperbehinderung jetzt ist ein Witz gegen das Leiden unter BIID!
Phil

Re: Wirtschaftliche Behandlung

Beitrag: # 2105Beitrag Phil »

Vielleicht wenn man den AUSFALL an Produktivität, den BIID verursacht, schätzt? Wie viel geringer war die Konzentrationskraft, wie viele Stunden der Arbeitszeit sind für diese Gedanken draufgegangen?
LAK1210
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Re: Wirtschaftliche Behandlung

Beitrag: # 2108Beitrag LAK1210 »

Jetzt bin ich wieder fies.
Als Beamter kommt es ja gar nicht darauf an, könnte man meinen, was ich "produktiv" tue und was ich (z.B. durch Träumen von der Behinderung) an Zeit verliere. Wirtschaftlich bemessen kann man das (leider) nicht. Es fehlt also eine Grundlage für die Bewertung - das Gehalt bleibt ja das Gleiche.
Die Körperbehinderung jetzt ist ein Witz gegen das Leiden unter BIID!
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