Zwischen zwei Welten

[Andy_OS]

Das ist wirklich ein großartiger und sehr tiefgründiger Thread, zu dem ich auch unbedingt meinen "Senf" dazu geben möchte, auch wenn ich eher aus einer anderen Richtung komme: Starke Brillen und starke Power-Hörgeräte sind vor allem mein Ding.
Auch ich habe mich immer speziell für meinen Hörgeräte-Fetisch geschämt, zumal ich damit auch immer nur auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen bin: "Sei doch froh, dass Du gut hören kannst und so etwas nicht tragen musst." - "Hörgeräte sind doch kein Spielzeug" - und so weiter und so fort....
Doch mittlerweile habe ich auch Menschen kennen gelernt, die in dieser Hinsicht anders ticken, so dass ich meine Scham mehr und mehr ablegen kann, und ich inzwischen auch soweit bin, dass ich mich damit auch in die Öffentlichkeit traue. Zwar nicht unbedingt in meinem Wohnort, aber schon in der nahe gelegenen Großstadt Münster. So war ich am vorletzten Samstag mit zugestopften Ohren (mit einer von mir selbst entwickelten hochabdichtenden Knetmasse direkt vor dem Trommelfell platziert) und zwei starken Hörgeräten - Siemens Artis 2 SP - auf einer Veranstaltung im Rahmen des Stadtfestes, auf dem insgesamt sehr viel los war.
Meine Erfahrungen dort: Ich hatte dort eine Verabredung mit einer Freundin, die von meinem Fetisch weiß, und die ich auch zuvor über meine Absicht, mit Hörgeräten zu erscheinen, informiert habe. Durch die Reduktion der Umgebungsgeräusche mit den Geräten (natürlich mit dem entsprechenden Hörprogramm) konnte ich mich dann sehr viel besser und entspannter mit ihr unterhalten, und auch dem Vortrag einer Referentin dort konnte ich damit sehr viel besser folgen. Als es mir dann insgesamt dann doch zu laut und rummelig wurde, konnte ich mich etwas abseits auf ein Sofa setzen und die Geräte einfach ausschalten - dann hatte ich meine Ruhe. Am nächsten Tag war ich dann auch sehr viel entspannter und frischer als ich es nach solchen Ereignissen normalerweise bin.
Ich weiß, dass man mit Hörgeräten niemals so gut hört wie normal. Aber wenn eine Normalhörigkeit wie bei mir, auch bedingt durch meine Autismus-Störung, Reizüberflutung und Stress verursacht, dann kann das eingeschränkte Hören mit Hörgeräten auch eine angenehme und wohltuende Erfahrung sein, ohne mich jetzt dafür zu schämen - d.h. ich fange eigentlich jetzt erst an, das Tragen von Hörgeräten auch richtig zu genießen.
Schämen sollen oder sollten sich meines Erachtens inzwischen allerdings mehr diejenigen, die mir deswegen ein schlechtes Gewissen einreden wollen oder wollten.

Habe diesen Text übrigens heute auch schon in leicht variierter Form in zwei anderen Threads gepostet, in denen die Diskussion bislang eine eher oberflächliche war. Er soll also auch dort ein Anstoß dazu sein, eine eventuell etwas tiefgründigere Debatte zu starten, was ich sehr begrüßen würde.

[Andy_OS]

Nun habe ich mich mittlerweile auch für den internen Bereich angemeldet, doch ziehe ich es auch diesmal vor, meine Ansichten im öffentlichen Bereich zu verbreiten, auch gerade weil es mir um das Durchbrechen von Tabus und dem Abbau von Schamgefühlen geht, die ich sozusagen unverschämt im wahrsten Sinne des Wortes auch öffentlich machen will.
Gerade das Thema Hörgerät ist ja immer noch mit sehr vielen Tabus und auch mit Scham belegt, zumal es auch immer noch zahlreiche Menschen gibt, die tatsächlich eine Hörminderung haben, sich aber dafür schämen und sich auch nicht trauen, Hörgeräte zu tragen - und wenn schon ein Hörgerät, dann bitte möglichst dezent, klein und unauffällig, damit es ja niemand bemerkt.....
...und hier postet nun jemand, der eher zu gut als zu schlecht hört, der aber trotzdem fasziniert von Hörgeräten ist, und zwar möglichst groß, stark und auffällig, und dem das Tragen der Geräte auch guttut, wenn auch eher auf eine alternative Art und Weise, und der es nun endgültig satt hat, sich dafür den Rest seines Lebens weiter schämen zu müssen!
Dazu muss ich aber auch hinzufügen, dass ich aufgrund meiner Handicaps mit Autismus und ADHS in einer WfBM im zweiten Arbeitsmarkt tätig bin, ich dadurch also nicht dem sozialen Druck ausgesetzt bin als jemand, der in der sogenannten "freien Wirtschaft" tätig ist, und dadurch sicherlich auch eine gewisse "Narrenfreiheit" habe, die andere nicht haben.
Aber genau diese "Narrenfreiheit" weiß ich auch zu nutzen und einzusetzen für die Anliegen, die mir wichtig sind.

[kriz140]

Keine Ahnung, ich nehme an das ist unterschiedlich je nachdem wie die Administration Zeit hat.

ich hatte meine EMailadresse geändert, dies muss auch vom Admin freigeschaltet werden, dauerte bei mir 2 Tage, ist ja noch im Rahmen.