Haben wir "Xenomelie"?

-phorus-
Beiträge: 373
Registriert: Di 7. Dez 2010, 22:46
Wohnort: Norddeutschland

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3441Beitrag -phorus- »

Lieber BiCur, lieber Phil,
es klingt verrückt, ich will es auch gar nicht genauer erklären, aber neulich hatte ich in einer Therapiestunde mich selbst als Baby auf dem Arm. Ich spürte, dass der Schmerz auch da schon da war. Ich merkte, dass es der Schmerz der Eltern war. Gleichzeitig merkte ich, dass ich ein Teil ihrer Heilung von ihrem Schmerz war, und ich damit ein Teil meiner eigenen Heilung bin. Wenn ich Euch jetzt erkläre, dass ich in der selben Sitzung es dann noch mit einem äußerst merkwürdigen Phänomen in Form eines zweifachen Ichs zu tun hatte, werdet Ihr mich für verrückt erklären, wofür ich vollstes Verständnis hätte...
Jedoch: ich bin seitdem wie ausgewechselt.
Herzliche Grüße, Euer Phorus.
Phil

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3443Beitrag Phil »

Lieber Phorus,

das ist ja hochspannend.

Wenn Du es doch genauer erklären möchtest, ich bin sehr interessiert! Was für ein Schmerz ist es, von dem Du schreibst? Dein Schmerz, was ist das für einer? Der gleiche wie der Deiner Eltern?

Das zweifache Ich überrascht mich nicht allzusehr. In der Weltliteratur und Psychotherapie, auch in alten und neuen Weisheitsschulen ist immer wieder vom Doppelgänger die Rede, nicht im Sinne eines Menschen, der so ähnlich aussieht, sondern im Sinne der Begegnung mit sich selbst, mit einem anderen Teil vom Ich. Ich hab vor Jahren mal ein Buch darüber gelesen.

Und wie ausgewechselt bist Du? Gegen Deinen Doppelgänger?

Liebe Grüße
Phil
BiCur
Beiträge: 177
Registriert: Fr 10. Dez 2010, 22:56

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3447Beitrag BiCur »

Lieber Phorus,

was du da schreibst ist ÜBERHAUPT NICHT verrückt, sonder VÖLLIG NORMAL und GESUND, denn es ist GANZ EINDEUTIG ein WEG der HEILUNG ...!

"Verrückt" sind die "Normopathen", die wir tagtäglich in Firmen, Behörden, Politik und Medien präsentiert bekommen ...!

Don't worry - be happy !

LG, BiCur
-phorus-
Beiträge: 373
Registriert: Di 7. Dez 2010, 22:46
Wohnort: Norddeutschland

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3448Beitrag -phorus- »

Hallo, Ihr beiden (und alle, die es interessiert)!
Schmerz: ich bin, obschon noch gar nicht SO alt, dennoch ein "Kriegskind". Ich bin das jüngste von vieren in relativ großen Abständen in einer Familie mit ohnehin recht "gestreckten" Generationsketten. Es gab für die Eltern (sie sind beide schon tot) ja kaum Möglichkeiten, Kriegserlebnisse und Flucht, Vergewaltigung etc. aufzuarbeiten.
Und so etwas erbt man dann eben. Aber eben auch die Heilung! Aufgabe und deren Lösung zugleich.
Ausgewechselt: noch am selben Abend telefonierte meine Frau mit mir und sagte genau dies: ausgewechselt. Sie feierte das früher als ich, da ich noch skeptisch gewesen war. Aber schon meine Stimme war völlig verändert - wieder in normaler Höhe und die Sprache wieder so schnell wie sonst. Also nicht Doppelgänger, nein, ich hatte ja die beiden Ichs ja zusammenbekommen.
"Normopathen" - genau! Hast wohl auch den "Lütz" gelesen? Ist ja etwas populärwissenschaftlich, aber doch sehr unterhaltsam. Ich finde ja auch: so wie die Welt läuft, läuft sie nicht gut genug, um damit die Notwendigkeit unseres ganzen Apparates stichhaltig zu begründen. Man könnte es sicher auch GANZ anders machen, und es müßte nicht schlechter sein. Wie wär's z.B. nach musikalischen Gesichtspunkten?
Kleiner ernsthafter Scherz,
und liebe Grüße von Phorus.
Phil

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3450Beitrag Phil »

-phorus- hat geschrieben:Aber eben auch die Heilung! Aufgabe und deren Lösung zugleich.
Lieber phorus,

entschuldige bitte, wenn ich so nachbohre: Wie ist das zu verstehen?

Liebe Grüße

Phil


(Heißt "Lösung", dass sich auch Dein besonderer Wunsch löst oder auflöst?)
BiCur
Beiträge: 177
Registriert: Fr 10. Dez 2010, 22:56

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3451Beitrag BiCur »

Da haben wir's doch schon: That's exactly the same with me ...!

Es gab soviel Leid, Schmerz, Verwundung, Vergewaltigung in den Kriegen des letzten Jahrhunderts (und natürlich auch heute noch), dass es ÜBERHAUPT kein Wunder ist, wenn sich solche Erlebnisse, Traumatisierungen und einfach nur "Persönlichkeitsanteile" - wie auch immer - weiter fortpflanzen, vererben oder eben durch - oft unbewusst ablaufende - Identifikation der Kinder mit den Eltern auf einer seelischen Ebene weitergegeben werden ...!

BG, BiCur
-phorus-
Beiträge: 373
Registriert: Di 7. Dez 2010, 22:46
Wohnort: Norddeutschland

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3458Beitrag -phorus- »

Hallo, wieder Ihr beiden!
"Heilung" ist ja eine der Vokabeln, die oft gebraucht werden, ohne dass gesagt ist, was damit gemeint ist.
Kritisiere ich ja selber sehr oft...
Ich meine es dialektisch. Es gibt doch diesen blöden Satz: der PC hilft einem Probleme zu lösen, die man ohne ihn nicht hätte.
Ich könnte ganz cartesianisch sagen: "ömm ömm ömm (oder: ich will Beine abschneiden)...also bin ich" (ergo: MIT meinem "Problem"!)
Nein, nicht der Wunsch löst sich auf, das Problem damit löst sich auf.

BiCur - genau! Wir geben das weiter, oder wenn wir es NICHT tun, ist das auch keine Lösung. Dann drehten wir (wir = die Menschen) uns im Kreise und machten immer wieder die selben Fehler.
Offenheit - damit nachfolgende es einordnen können, nebst alledem, was wir selbst an auch guten Dingen (der Bewältigung, Erfahrung) beitragen können. Auf keinen Fall Tabu! Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, sich nichts vormachen, weder im Großartigen noch im Kläglichen, und anderen dazu zu verhelfen, und ihnen gegenüber ehrlich und offen und unvoreingenommen sein.
Ja, ich sagte es an anderer Stelle schon einmal: wir können mit derlei Erkenntnis auch eine Avantgarde sein. Unsere persönlichen Leiden vermögen uns schneller als andere zu Einsichten zu verhelfen. Insofern: Problem und Lösung zugleich!
Ich hoffe, ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken.
Viele liebe Grüße von Phorus.
Phil

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3459Beitrag Phil »

Lieber Phorus,

nee, hab ich natürlich nicht verstanden, aber ich kenne Dich ja ;-)

Das war jetzt ein Scherz. Solche Erkenntnisse kann man einfach nie so einfach hinschreiben.

Hat Dein Wunsch jetzt eine andere Farbe? Will er nicht mehr verwirklicht werden?

Tabu und Ehrlichkeit... "Lügen haben kurze Beine" - sind sie vielleicht amputiert?

BIID hat mich vieles gelehrt. Trotzdem möchte ich (natürlich) weniger leiden und verwirrt sein...

Liebe Grüße
Phil
-phorus-
Beiträge: 373
Registriert: Di 7. Dez 2010, 22:46
Wohnort: Norddeutschland

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3460Beitrag -phorus- »

Moin, lieber Phil,
mit meinem Wunsch ist nichts weiter passiert. Obschon von mir dynamisch interpretiert, scheint er selbst recht statisch. Aber darauf kommt es ja auch gar nicht an.
Andere Farbe? Hm... vielleicht: anders beleuchtet.
Nein, ich und der Wunsch, also: ich bin derselbe geblieben. Was ein Glück. Zwischendurch war ich es nicht. Das war nichts! Aber dieser "Verlust" zeigte mir, was ich an mir habe. Wieder cartesianisch: Meine Frau liebt mich, also bin ich. (Zugegeben grob und lodderig und unsachgemäß abgewandelt von Gertrude Stein: "Ich bin, weil mein kleiner Hund mich kennt.") Hihi. (Will sagen, es sei mir ferne, meine Frau mit einem kleinen Hund zu vergleichen!)
Lügen haben manchmal lange Beine, und die zu amputieren müßte demnach der ultimative Spaß sein - *scherz*
Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll: ich bin über meinen "Kram" hinweg wieder einen Schritt weitergekommen - der ist aber gegenüber seinem Ereignis in seinem Ergbenis ziemlich unspektakulär. Zur Zeit überwiegt das Positive. Auch wenn ich nach wie vor verzweifelt bin über die Undurchführbarkeit meiner Träume.
Wie gesagt: darum geht's ja auch gar nicht. Das zu erkennen, ist ja auch 'was.
Aufgrund meines Mangels an stichhaltiger Expressivität ziemlich hilflose Grüße - nichts desto trotz sehr und herzlich - Dein Phorus.
Phil

Re: Haben wir "Xenomelie"?

Beitrag: # 3461Beitrag Phil »

Lieber Phorus,

ich sehe schon, das lässt sich nur bei einem Glas Wein oder auch zwein oder drein erörtern...

Ein Schritt weiter, getrieben von seltsamer Sehnsucht, die deshalb nicht vergeht - das kenne ich auch. Und trotzdem geht's einem besser als vorher, nur auf eine andere Art als erhofft.

Ist das ungefähr so gemeint?

Lieben Gruß
Hilmar
Antworten